Peer To Peer Kredit (P2P)

       

Ein Peer-to-Peer-Kredit ist ein Kredit, die nur zwischen Privatpersonen geschlossen werden. Der Kreditgeber tritt also mit seinem Privatvermögen ein, während der Kreditnehmer von oftmals wesentlich liberaleren Konditionen profitiert als bei Regelverträgen.

Zwar geht es dem Kreditgeber auch um die Generierung von Profit, abgesehen von den Vermittlungsgebühren, welche die Webseiten verlangen, gibt es vertraglich jedoch kaum Vorgaben.

  • In Deutschland werden Privatkredite nur selten direkt angeboten oder beworben, da nicht genau geklärt ist, inwiefern für solche Geschäfte eine Einmischung der BaFin (Bundesanstalt für Finanzaufsicht) erforderlich ist.
  • Das Konzept der Peer-to-Peer-Kredite in ihrer heutigen Form existiert etwa seit den frühen 2000er-Jahren, in Deutschland war die mittlerweile nicht mehr bestehende Webseite „eLolly“ der erste Anbieter für das sogenannte Peer to Peer Lending.
  • Deutschland vertritt als eines der wenigen Länder in Europa die Meinung, die multiple Vergabe von Privatkrediten, ungeachtet der Höhe, müsse ebenso durch die BaFin geregelt werden wie das normale Kreditgeschäft.
  • Um rechtlichen Repressalien zu entgehen, arbeiten einige Webseites, die Peer-to-Peer-Kredite anbieten deswegen direkt mit Banken zusammen, ohne diesen jedoch zu unterstehen.

Formen und Modelle

Insgesamt gibt es zwei verschiedene „Modelle“ für Peer-to-Peer-Kredite. Beim Marktplatz-Modell werden Kreditgeber und Kreditnehmer durch den Vermittler, in diesem Fall also die Webseite, zusammengebracht. Dabei folgen sie bestimmten Konditionen. Oft wird dem potentiellen Kreditnehmer bereits bei der Registrierung ein Score zugewiesen, der sich aus verschiedenen Faktoren, etwa dem SchuFa-Score, dem Beruf oder den angegebenen Sicherheiten zusammensetzt. Anhand des Scores werden zudem die möglichen Zinsen errechnet. Aus der Datenbank werden dann passende Kreditgeber herausgesucht und der Kontakt hergestellt. Zwar bestimmt der Kreditgeber letztendlich selbst, welche Vertragskonditionen er seinen Vertragspartnern vergeben möchte, trotzdem ist ein Peer to Peer Kredit oft wesentlich günstiger als ein Bankkredit.

Beim „Family and Friends“-Modell geht es nicht darum, Kreditnehmer und Kreditnehmer zusammenzubringen, da sich diese hier im Regelfall schon kennen, sondern in dem Fall, wenn sich jemand beispielsweise zwischen Familienmitgliedern, Nachbarn oder Freunden Bargeld leihen möchte, dies vertraglich so zu regeln, dass am Ende weder für den Kreditnehmer noch für den Kreditgeber unangenehme Konsequenzen zu erwarten sind. Im Vordergrund steht hier zudem die rechtliche Absicherung der Vertragsparteien, da eine mündliche Abrede über eine Ratenzahlungsvereinbarung oder ein laienhaft aufgesetzter Kreditvertrag vor Gericht keinen Bestand hat.

Ein theoretisch drittes Modell der Peer-to-Peer-Kredite hört auf die Namen „Crowdfunding“ oder „Social-Funding“ und beinhaltet ebenfalls die Investition von Privatgeldern für Existenzgründungen, Start-Ups oder soziale Projekte. Es gibt hier jedoch keine Gewinnerwartung seitens des Kreditgebers und im Regelfall müssen so erhaltene Gelder gar nicht zurückgezahlt werden, sofern die Finanzierer eine entsprechende Gegenleistung, beispielsweise das so finanzierte Produkt, erhalten. Da Crowdfunding und Social-Funding mit echten Krediten kaum vergleichbar sind, gehören diese jedoch in eine eigene Kategorie.

Unterschiede, Ablauf und mögliche Kritik

Abgesehen von der Findung des Vertragspartners unterscheidet sich der Peer to Peer Kredit im Ablauf kaum vom klassischen Kredit. Die Vertragskonditionen inklusive aller daraus resultierenden rechtlichen Folgen, sind im Regelfall die gleichen. Gravierende Änderungen gibt es allenfalls bei den Gebühren. Diese sind je nach Anbieter unterschiedlich, im Allgemeinen ist die Nutzung für den Kreditnehmer jedoch mehr oder weniger kostenlos, während der Kreditgeber einen kleinen Teil seiner Zinsen, im Normalfall zwischen 1% und 2% als Vermittlungsgebühren abtreten muss. Momentan wird davon Abstand genommen, Peer-to-Peer-Kredite als Zahlungsverpflichtungen bei der SchuFa einzutragen, da die Kreditnehmer häufig bereits Probleme mit der Auskunftei haben und sich der Score dadurch weiter verschlechtern würde.

Peer-to-Peer-Kredite eignen sich vor allem, allerdings nicht ausschließlich, für Menschen, die auf normalem Wege keine Chance hätten, einen Kredit zu bekommen. Die privaten Kreditgeber sind deutlich liberaler und nur selten werden potentielle Kreditnehmer tatsächlich abgewiesen. Das höhere Risiko kann sich jedoch in leicht erhöhten Zinsen wiederspiegeln. Dies ist ein Punkt, weswegen die Modelle immer wieder in Kritik geraten und weswegen den Vermittlern vorgeworfen wird, sie würden die Verzweiflung der Menschen ausnutzen.

In Deutschland ist die Rechtslage der Peer-to-Peer-Kredite noch nicht hinreichend geklärt. Wie bereits erwähnt ist die BaFin der Auffassung, jegliche Kreditgeschäfte mit der Erwartung von Gewinnen reglementieren und überwachen zu müssen, weswegen viele Anbieter bereits reagiert haben und eng mit Banken zusammenarbeiten. Rechtliche Konsequenzen drohen den Kreditgebern sowie den Betreibern der Webseiten, die indirekt an den Geschäften der privaten Kreditgeber beteiligt sind. Bisher sind Peer-to-Peer-Kredite jedoch weder reguliert, noch scheint es sich dabei um ein ernstzunehmendes Thema für die BaFin zu handeln.

Peer-to-Peer-Kredite – was ist das?

Kredite von privat an privat ohne Zwischenschaltung einer Bank – das ist das Prinzip einiger innovativer Online-Marktplätze, die das klassische Kreditgeschäft der Finanzinstitute nachhaltig umkrempeln könnten. Die gängige Bezeichnung dafür lautet Peer-to-Peer-Kredit oder kurz P2P-Kredit.

Seit den ersten Internet-Angeboten vor gut zehn Jahren hat diese Form der Finanzierung einen ungeahnten Boom erlebt, die Erfolgsgeschichte ist noch nicht zu Ende.

  • Der P2P-Kredit ist zwar nicht zwangsläufig auf das Internet angewiesen, das Netz hat aber die Verbreitung des Modells nachhaltig gefördert.
  • Internet-Plattformen und -Marktplätze sorgen für eine hohe Transparenz.
  • Sie bringen Anbieter und Nachfrager von Leistungen einfach und effizient zusammen, auch wenn es um Geld geht.
  • Die Idee zum Peer-to-Peer-Lending stammt aus Großbritannien.
  • Im Jahre 2005 ging hier die erste P2P-Plattform an den Start.

Bereits im Folgejahr gab es das erste Angebot in den USA. In vielen weiteren Ländern fanden und finden sich seither Nachahmer.

In Deutschland waren im Jahre 2007 eLolly, auxmoney und smava die ersten Anbieter in diesem Bereich. Davon ist bis heute auxmoney mit diesem Geschäftsmodell aktiv, eLolly hat sein Geschäft eingestellt, während smava inzwischen einen anderen Ansatz verfolgt. Dafür etablierten sich weitere Plattformen: Lendico Ende 2013, Zencap in 2014 und Crosslend in diesem Jahr. Trotz dieser inzwischen beachtlichen Vielfalt ist der P2P-Kredit in Deutschland noch nicht so verbreitet wie im angelsächsischen Raum. Es besteht noch Entwicklungspotential.

Einfaches Prinzip – standardisierte Ratenkredite

Das Prinzip beim P2P-Kredit ist einfach. Private Kreditnehmer stellen auf dem jeweiligen Online-Marktplatz ihren Kreditwunsch vor und bieten dafür bestimmte Konditionen. User haben dann die Möglichkeit, sich als Geldgeber an dem Kreditprojekt zu beteiligen. Wenn die nötige Summe eingesammelt ist, wird das Vorhaben geschlossen und der Kredit kann zustande kommen. Die Online-Plattform betätigt sich in diesem Zusammenhang als Vermittler und Abwickler des Kreditgeschäftes.

Damit das funktioniert, sind gewisse Standardisierungen nötig. Schon aus Risikogründen sind die Kreditsummen limitiert und erreichen üblicherweise nicht mehr als 30.000 Euro. Dabei handelt es sich um typische Ratenkredite mit festen Zinsen und regelmäßiger Ratenzahlung. Es können unterschiedliche Laufzeit-Optionen gewählt werden, die Maximallaufzeit liegt bei sechs Jahren.

Nicht ohne Prüfung der Bonität

Leihen online kann bei allen Plattformen unkompliziert und mit nur wenigen Angaben bewerkstelligt werden. Allerdings verzichtet auch keiner der Online-Marktplätze auf eine Bonitätsprüfung. Das ist schon deshalb notwendig, um das Risiko der potentiellen Kreditgeber in Grenzen zu halten und die Bereitschaft zur Kreditvergabe zu fördern. Neben dem Identitätsnachweis des Kreditnehmers gehört dazu die übliche Schufa-Abfrage. Es sind auch Gehaltsabrechnungen, Kontoauszüge und andere relevante Unterlagen vorzulegen. Die meisten Plattformen nutzen außerdem Scoring- oder Ratingverfahren zur Bonitäts- und Risikoeinstufung. Das Prüfungsergebnis entscheidet dann über die Platzierung des Kreditwunsches und in der Regel auch über die Konditionen. Bei größerem Risiko müssen höhere Zinssätze geboten werden.

Attraktive Alternative zur Bankfinanzierung

Der P2P-Kredit ist daher grundsätzlich keine Option für einen Kredit ohne Schufa und Einkommensnachweis. Im Unterschied zu Kreditanfragen bei Banken haben hier aber auch solche Kreditnehmer eine Chance, bei denen die Schufa-Merkmale nicht erstklassig sind. Besonders interessant sind Peer-to-Peer-Kredite für Selbständige und Freiberufler, die häufig bei Banken wegen des fehlenden gesicherten Einkommens Schwierigkeiten haben, einen Kredit zu vertretbaren Konditionen zu erhalten.

Der P2P-Kredit bildet in vielen Fällen eine attraktive Alternative sowohl für Kreditnehmer als auch für Kreditgeber. Kreditprüfung, -beantragung und -abwicklung finden weitgehend standardisiert und automatisiert statt. Die Plattformen müssen auch nicht wie Banken einen teuren Verwaltungsapparat und Filialen unterhalten. Das Bankenaufsichtsrecht ist für sie als reine Vermittler ebenfalls nicht relevant. Alle dies spart Kosten, die in Form günstiger Kreditzinsen an die Kreditnehmer und über hohe Zinserträge an die Kreditgeber weitergeben werden können. Die Plattformen finanzieren sich selbst über Gebühren für Vermittlung und Abschluss, die in der Regel von den Kreditnehmern zu zahlen sind.


Marcel Ziegler

Als ehemaliger Finanz- und Honorarberater habe ich jahrelang direkt mit Privatkunden gearbeitet und weiß daher aus eigener Erfahrung, welche Fehler Menschen beim Umgang mit Geld machen. Ich kenne die Fallstricke von Bank- und Versicherungsprodukten und habe es mir zur Aufgabe gemacht, das Thema Finanzen so zu erklären, dass es wirklich jeder versteht.


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